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Aktuelle Publikationen zum Werk von Jochen Gerz

Bis Juni 2017 sind drei ganz unterschiedliche Bücher erschienen, die das Werk von Jochen Gerz aus jeweils spannenden Blickwinkeln beleuchten. Alle drei Publikationen analysieren und erläutern die Konzepte seiner oft temporären, bisweilen unsichtbaren und manchmal unfassbaren partizipativen Projekte und Arbeiten im öffentlichen Raum und erörtern diese anschaulich durch Diskussionen, Dokumentationen und Statements des Künstlers.

Octave Debary, La ressemblance dans l‘oeuvre de Jochen Gerz / resemblance in the work of Jochen Gerz

Die neueste Publikation des französischen Anthropologen Octave Debary legt den Fokus auf Konzepte der Erinnerung im Werk des Künstlers, die der Autor im Austausch mit Jochen Gerz in zahlreichen zwischen 2013 und 2015 geführten Interviews aufzeichnete. Eine Auswahl konkreter Projekte des Künstlers – realisierte wie geplante – wird im umfangreichen Bildteil des Buchs auf der Grundlage seines künstlerischen Archivs hervorragend chronologisch dokumentiert. In den Interviews befragt Debary Gerz kenntnisreich zu Text, Konzept und Ort seiner Arbeiten und zu Bezügen auf die Werke anderer Künstler wie Duchamp, Sarkis, Boltanski, Christo u.v.a. oder Schriftsteller wie Primo Levi und Marcel Cohen. Umfassende Fragen und auskunftsfreudige Antworten von Jochen Gerz fassen die künstlerischen Ideen zu seinen Projekten und Arbeiten im öffentlichen Raum in sehr guter Form zusammen. 

Octave Debary
La ressemblance dans l‘oeuvre de Jochen Gerz / resemblance in the work of Jochen Gerz
frz. / engl., 224 Seiten
erschienen Juni 2017
ISBN 9782354281137
CreaphisEditions, 29 €
www.editions-creaphis.com

 

The Art of the Multitude. Jochen Gerz – Participation and the European Experience

Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen und Serbien diskutieren in diesem Buch das Lebenswerk von Jochen Gerz als einem der wichtigsten bildenden Künstler Europas. Seine Arbeiten im öffentlichen Raum kreisen um die Entstehung individueller und kollektiver Erinnerung in Bezug auf die Vergangenheit und Zukunft Europas. Durch Gerz‘ partizipativen Ansatz bringen die Werke das demokratische Potenzial von Kunst in besonderer Weise zur Wirkung. Indem Gerz in seinen Kunstwerken verschiedenste Menschen zur Teilnahme einlädt  - ganz unabhängig von ihrer Nationalität, Sprache, Klasse oder Religion  - bezieht sich der Buchtitel „Multitude“ eher auf die Vielfalt als die Vielzahl möglicher Mitstreiter in der Entstehung seiner europäischen Werke.

Jonathan Vickery / Mechtild Manus (Hrsg.)
The Art of the Multitude. Jochen Gerz – Participation and the European Experience
engl., 200 Seiten
erschienen Juni 2016
ISBN Nr. 3593505649
Campus Verlag, 29,95€
www.campus.de

 

Jochen Gerz, Arbeit mit der Öffentlichkeit – 63 Jahre danach / work with the public – 63 years after

Die Publikation „63 Jahre danach“ dokumentiert umfassend das gleichnamige Kunstprojekt von Jochen Gerz, das er 2009-10 in Graz und der Steiermark im öffentlichen Raum realisierte. Er lud Historiker und Kunsthistoriker der Grazer Universität ein, Fotografien aus der Zeit des Nationalsozialismus zum Thema Machtmissbrauch und Alltag zusammenzustellen. Diese wurden in der größten regionalen Tageszeitung veröffentlicht und kommentiert und die Leser waren eingeladen, aus den 96 Fotos 48 auszuwählen. Diese wurden von 48 Landtagsabgeordneten der Steiermark jeweils kommentiert und erneut den Lesern in der „Kleinen Zeitung“ zur Auswahl vorgestellt. 24 Fotos mit ihren Kommentaren wurden daraus ausgewählt, um in Graz und der Steiermark an öffentlichen Orten öffentlich aufgestellt zu werden. Der Auswahl- und Realisierungsprozess dauerte 6 Monate. Durch die Aktion und die dadurch teils heftigen Diskussionen entfachte Gerz die Frage nach der Bedeutung von Denkmälern. Teils verweigerten lokale Politiker die Aufstellung der kommentierten Fotos an Standorten in Graz und außerhalb. Im Juni 2014 erlosch nach mehreren Verlängerungen die Genehmigung und die Bildtafeln mussten abgebaut werden. Sichtbar und erfahrbar bleibt das Werk in der 2016 erschienenen reich bebilderten Buchdokumentation und bestätigt den darin aufgenommenen Satz von Jochen Gerz: „Orte des Erinnerns sind Menschen, nicht Denkmäler“.

Werner Fenz / Paolo Bianchi / Heimo Halbrainer / Barbara Markovic / Milica Tomic (Hrsg.)
Jochen Gerz – Arbeit mit der Öffentlichkeit – 63 Jahre danach / work with the public – 63 years after
dt. / engl., 215 Seiten
erschienen April 2016
ISBN Nr. 3903004952
Verlag für Moderne Kunst, 28€
https://vfmk.org/de/ 

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