• Aktivitäten
  • Veranstaltungen
  • Rückblick Veranstaltungen

Düsseldorf 2024: Veranstaltung Kunsterbe II

Nachbericht zur Veranstaltung am 30. Oktober 2024

(v.l.), Martin Christel, Monika Brandmeier, Christoph Westermeier, Karin Lingl und Joachim Schmid, Foto: Myriam Thyes
(v.l.), Martin Christel, Monika Brandmeier, Christoph Westermeier, Karin Lingl und Joachim Schmid, Foto: Myriam Thyes

Lebendige Diskussion zum Kunsterbe der Zukunft

Bei der gemeinsamen Veranstaltung von Stiftung Kunstfonds und Künstlerverein Malkasten diskutierten über 100 Gäste zum Thema „alles geht kaputt – Wie sichern wir unser Kunsterbe?“

Wie können Kunstwerke für Folgegenerationen bewahrt werden? Wie halten wir Arbeiten aus künstlerischen Nachlässen langfristig öffentlich zugänglich? Und wer wählt aus, was bleibt? Zur Diskussion dieser Fragen hatten Kunstfonds und Künstlerverein Malkasten Ende Oktober nach Düsseldorf eingeladen.

Nach einer Begrüßung von Christoph Westermeier, 1. Vorsitzender des Künstlervereins, berichtete Kunstfonds-Geschäftsführerin Karin Lingl über das Engagement der Stiftung für den Erhalt künstlerischer Vor- und Nachlässe und über die wachsende Dringlichkeit des Themas.

Seit 2010 kümmere sich das Künstler:innenarchiv als bundesweites Modellprojekt um physische Vor- und Nachlässen und sorge dafür, dass diese im Rahmen von Forschung, Ausstellungen oder als Dauerleihgaben öffentlich zugänglich blieben. Konzepte würden hier erprobt und diskutiert, die als Blaupause dienten. Mittels Veranstaltungen und Publikationen sorge man darüber hinaus für nachhaltige Impulse und schaffe Aufmerksamkeit für das Thema Kunsterbe der Zukunft, in der Künstlerschaft wie auch in der Politik.

Ein weiterer Baustein sei das 2024 als Pilot gestartete Förderprogramm KUNSTFONDS_Werkverzeichnung, das seinen Schwerpunkt auf die digitale Erfassung von Kunstwerken legt. Daran angedockt, so Lingl weiter, sei die Entwicklung einer digitalen Eingabe-Maske, die Künstler:innen bei der Dokumentation ihres Werks unterstützen soll, sei es im Rahmen einer laufenden Inventarisierung oder bei der Erstellung einer Werkverzeichnung. Diese soll auch zur verbesserten öffentlichen Auffindbarkeit von Werken beitragen.

In der anschließenden von Christoph Westermeier moderierten Talkrunde tauschten sich Monika Brandmeier, Bildhauerin und Sprecherin des Kunstfonds-Vorstands, und Joachim Schmid, Künstler und Fotograf, zum Umgang mit ihren Werkbeständen aus.

Schmid berichtete, wie er seine Arbeiten stetig neu bewertet, sortiert und auf das Wesentliche reduziert. Vieles werde dabei auch weggeworfen, was er als sehr befreiend empfinde. Es sei ihm wichtig, seinen künstlerischen Vorlass selbst vorzubereiten. Nicht andere sollen später entscheiden müssen, was Teil seines Werkes war und was nicht. Vor diesem Hintergrund habe er sich auch um Aufnahme in das Künstler:innenarchiv des Kunstfonds beworben, wo ein Teil seines Vorlasses seit 2023 betreut wird. Aber auch Digitalisierung findet er wichtig: Datenbanken könnten zu wertvollen Museen des Verschwundenen werden.

Monika Brandmeier verwies darauf, dass ein Nachlass nicht so groß sein dürfe wie das eigene Leben. Ihr gefalle der Gedanke der Verdichtung, einer Art Flaschenpost, die man der Nachwelt hinterlasse. Teil dieser Nachricht könnten relevante Arbeiten und Informationen zu ihrem Erhalt sein. Sie berichtet über ihr Vorgehen, ihre Arbeiten so gut wie möglich zu dokumentieren und festzuhalten, wie sie aufzubauen sind oder wo man Materialien nachkaufen kann, sollten sie mal kaputt gehen. Auch hierfür wäre ein digitales Tool sinnvoll. Aus einem digitalen Inventar könne später eine Werkverzeichnung entstehen. Brandmeier erzählte, wie wichtig es ihr ist, selbst zu entscheiden, was von ihrer Kunst bleibt. Dies möchte sie nicht dem Kunstmarkt oder der Kunstwissenschaft überlassen.

Im Anschluss stellte Martin Christel, Geschäftsführer der Firma CDLX, eine Datenbank-Lösung vor, die Grundlage für eine laufende Inventarisierung des Werks wie auch für die Erstellung einer Werkverzeichnung geeignet sei. Er wies darauf hin, dass es sich um eine Beta-Version handelt, die stetig weiterentwickelt werde. Er unterstrich, dass Künstler:innen selbst entscheiden, wie sie das Tool nutzen: Zur Inventarisierung oder zur Werkverzeichnung. Auch darüber, ob und welche Werke mittels der Datenbank der Öffentlichkeit zugänglich sind, entscheidet der bzw. die Künstler:in.

Die Veranstaltung ging dann in eine angeregte Diskussionsrunde zum Kunsterbe der Zukunft über, in der auch Rückfragen zu der präsentierten Datenbank-Lösung gestellt wurden. Anschließend fand ein Get-together statt, in der die Gespräche fortgesetzt wurden.