Skulptur-Projekte: Erfolg und Erwartung
Online-Symposium mit Wissenschaftler:innen, Kurator:innen, Galerist:innen und Künstler:innen
Wann ist Kunst erfolgreich?
Die Skulptur Projekte Münster sind ein festes Datum im Kunstkalender: Seit 1977 fand die internationale Kunstausstellung alle zehn Jahre statt und zog dabei mit ihren Skulpturen und Plastiken im öffentlichen Raum tausende Besucher:innen an. Doch welche Auswirkungen hat die Teilnahme an solchen Großprojekten für ausstellende Künstler:innen? Wie verändert sich ihre Bekanntheit, ihr Marktwert, gar ihre gesamte weitere Laufbahn? Und wie lässt sich dies messen und erforschen?
Diese Leitfragen standen im Zentrum des Symposiums „Skulptur-Projekte: Erfolg und Erwartung“, das am 13. November 2020 als gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Kunstfonds mit der Westfälischen Wilhelms-Universität-Münster und dem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster stattfand. Nicht wie geplant im Atrium des LWL-Museums, sondern, vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, als reines Online-Symposium. Mehr als 120 Teilnehmende nutzten das Format, um Vorträge zu hören, Diskussionsrunden zu verfolgen oder sich per Chat einzubringen.
Ludger Gerdes' "Schiff für Münster"
Den roten Faden der Veranstaltung bildete das Werk von Ludger Gerdes, der für die Skulptur Projekte 1987 sein „Schiff für Münster“ schuf. Gerdes reflektierte in vielen seiner Arbeiten den Begriff des „Erfolgs“ und setzte sich zeitlebens mit seiner Rolle als Künstler im Kunstbetrieb auseinander. Nach seiner Teilnahme an den Skulpturprojekten Münster konnte er gewinnbringende Kontakte zu Kunsthändler:innen in Belgien, Frankreich und Kanada knüpfen, seine Werke wurden weltweit gehandelt und erlangten einen hohen Bekanntheitsgrad. Trotzdem habe sich der Markt- Verkaufswert seiner Kunstwerke nach der Ausstellungsteilnahme nicht maßgeblich erhöht.
In seiner Keynote zum Auftakt des Symposiums argumentierte Prof. Wolfgang Ullrich, dass eine Erfolgszuweisung nur anhand der Verkaufswerte bei Gerdes wie bei anderen Künstler:innen zu kurz greift. Er forderte dazu auf, neu nachzudenken „… über Möglichkeiten und Grenzen von Autonomie, über die Frage, was künstlerischer Erfolg zu verschiedenen Zeiten bedeutet hat“. Einig waren sich alle Teilnehmenden über die zentrale Rolle von Archiven, an denen die Verläufe von Künstler:innen-Biografien in der Langzeitbetrachtung ablesbar werden, so auch in den am Symposium beteiligten Archiven: dem Künstlerarchiv der Stiftung Kunstfonds, dem SkulpturProjekte Archiv in Münster und dem Kölner ZADIK. Sie ermöglichen die Erforschung von Faktoren, die auf Künstler:innen-Biografien Einfluss haben, und eine Bewertung künstlerischer Gesamtwerke auch jenseits des rein marktwirtschaftlichen Erfolgs.
Zum Download: Programmflyer der Veranstaltung und Keynote von Prof. Wolfgang Ullrich (Titel: „Was keinen Erfolg hat, taugt auch nix“)