Kunstszene strukturell gefährdet: Bundesregierung plant Halbierung des Kunstfonds-Etats in 2025
Stellungnahme der Stiftung Kunstfonds:
Erst in diesem Jahr wurde die Bundesförderung für die Stiftung Kunstfonds auf 5,25 Mio. Euro erhöht. Knapp ein halbes Jahr später macht die Bundesregierung jedoch eine Kehrtwende: Die von der Bundeskulturbeauftragten (BKM) zugesprochenen Kunstfonds-Mittel sollen im nächsten Jahr fast halbiert werden.
Eine Kürzung von 5,25 Mio. Euro auf 2,9 Mio. Euro ist geplant.
Diese Kürzung hätte drastische Folgen für das Kunstfonds-Förderprogramm – und somit auch für die bundesweite Szene der bildenden Kunst:
- Der Förderetat für das Programm KUNSTFONDS_Plattformen müsste um mind. 1/3 gekürzt werden. Viele Ausstellungsprojekte und Veranstaltungsformate könnten nicht unterstützt werden und ggf. gar nicht stattfinden.
- Die Förderprogramme KUNSTFONDS_SoloProjekt und KUNSTFONDS_Publikation entfielen ersatzlos. Beide sind für freischaffende bildende Künstler:innen essentielle Fördermodule, um ihre Kunst weiterzuentwickeln und bekannter zu machen.
- Das Vorantreiben relevanter Zukunftsthemen, wie u.a. „KI und bildende Kunst“ und „Kunsterbe der Zukunft“, müsste substanziell eingeschränkt werden. Letzteres umfasst neben der dringliche Frage nach dem Umgang mit künstlerischen Vor- und Nachlässen die Unterstützung digitaler Werkverzeichnungen als Modellförderung und die Aktivitäten des Künstler:innenarchivs.
Mit den geplanten Kürzungen missachtet die Bundesregierung die im Koalitionsvertrag vereinbarte Stärkung der „Bundeskulturfonds als Innovationstreiber“. Sie ignoriert sämtliche Erkenntnisse aus den Pandemiejahren vollständig, welche insbesondere die Fragilität des Kunstbetriebs aufgezeigt haben. Die in der Krise schmerzlich vermisste gesellschaftliche Rolle einer lebendigen Kunstszene scheint vergessen. Alle erst vor wenigen Monaten gestarteten Maßnahmen zur systemischen Stärkung der Kunstszene wären vergebens, jegliche Investition vergeudet.
Angesichts des von der Bundeskulturstaatsministerin erst kürzlich per Pressemeldung kommunizierten Etat-Aufwuchses der Bundeskulturfonds sehen wir eine Justierung der Prioritäten im Budget der BKM als möglich und erforderlich an.
Es war der Deutsche Bundestag, der erstmals 1980 die Einrichtung der selbstverwalteten Bundeskulturfonds als innovatives Fördermodell des Bundes beschlossen hat. Die Fonds als „bottom up“-konstituierte Einrichtungen, die in den jeweiligen Szenen verwurzelt sind, sollten die Künstler:innen und deren innovativ-experimentelles Potential für die Gesellschaft unterstützen. Die Bundeskulturfonds wurden bewusst als basisdemokratisch verfasstes Pendant zum staatlich orchestrierten Förderwesen installiert. Sie stehen für gelebte Demokratie und die Innovationskraft der freien Kunst.
Wir appellieren an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags, die von der Bundesregierung geplante Kürzung der Mittel des Kunstfonds und auch der anderen Bundeskulturfonds zurückzunehmen.
Vorstand und Stiftungsrat der Stiftung Kunstfonds, namentlich:
Prof. Monika Brandmeier (Sprecherin), Prof. Bjørn Melhus, Frank Michael Zeidler
Akademie der Künste, Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV), Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK), Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG), Deutscher Künstlerbund, Internationales Künstlergremium/Deutsche Sektion (IKG), Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernde (GEDOK) und Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst
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