"Heute, heute, nur nicht morgen...Wer bestimmt unser Kunsterbe?"
Diskussionsprozess mit bildenden Künstler:innen
Wer entscheidet, was bleibt?
Wie bewahren wir die Lebenswerke bildender Künstler:innen der Gegenwart? Seit geraumer Zeit gewinnt diese Frage an Relevanz und Dringlichkeit. Denn selten zuvor wurden so viele Kunstwerke produziert wie in den vergangenen Jahrzehnten, selten zuvor waren Museen, Galerien, Werkstätten und Ateliers so angefüllt mit Kunst.
Deswegen ist allen Akteuren des Kunstbetriebs klar, dass nicht jedes zeitgenössische künstlerische Gesamtwerk überleben wird: Manches wird nur in kleinen Teilen bleiben, manches vielleicht ganz verschwinden. Wer aber entscheidet, was gesichert wird? Wer legitimiert das Kunsterbe von morgen? Und wer schreibt die Algorithmen für den Auswahlprozess?
Darüber hinaus ist die Frage nach dem Verbleib des eigenen Lebenswerkes komplex, berührt sie doch unmittelbar die persönliche Lebens- und Arbeitswelt von Künstler:innen, lässt gar die eigene Vergänglichkeit spürbar werden.
Startschuß für fortlaufenden Prozess
Vor diesem Hintergrund startete die Stiftung Kunstfonds in Kooperation mit der Akademie der Künste Berlin in 2021 einen Prozess mit dem Ziel, sich diesen Fragen zu nähern und Lösungsmodelle für die Bewahrung künstlerischer Nachlässe zu entwickeln. Im Fokus stehen dabei die Künstler:innen selbst: ihre Gedanken, Ansätze und Ideen.
Auftakt war eine Digital-Veranstaltung Ende April 2021, in der in Form eines internen Arbeitstreffens rund 25 namhafte Künstler:innen zu diesem Thema ins Gespräch kamen. Grundlage des Treffens waren Statements der Künstler:innen, die im Vorfeld der Veranstaltung von Prof. Bogomir Ecker, selbst Künstler und ehemaliges Vorstandsmitglied der Stiftung Kunstfonds, gesammelt wurden. Eine Publikation der Statements ist im November 2021 im Salon Verlag erschienen.
Unter dem Leitthema "Heute, heute, nur nicht morgen...Wie entsteht unser Kunsterbe?" wurde bei einer Fachveranstaltung am 13. Mai 2022 in der Akademie der Künste Berlin die Diskussion fortgesetzt. Einen Nachbericht zur Veranstaltung finden Sie hier.
Ein Ergebnis ist bisher: Kunstwerke sind visuelle Quellen unserer Geschichte, Zeitzeugen unserer Gesellschaft. Zu reflektieren und zu filtern, welche Kunstwerke überleben und das Kunsterbe der Zukunft bilden werden, muss sowohl demokratisch betrachtet und entschieden wie auch gesellschaftlich getragen werden. Bildende Künstler:innen schaffen die Basis. Sie sind sich ihrer Verantwortung für die Bildung des Kunsterbes der Zukunft bewusst, die Filter-Prozesse und künstlerische Strategien zur Werkformung erfordert.