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Eduard Franoszek

Eduard Franoszek, das alles II, Mischtechnik/Leinwand, 1965, 135 x 160 cm
Eduard Franoszek, das alles II, Mischtechnik/Leinwand, 1965, 135 x 160 cm

Eduard Franoszek (1935-1995) war ein abstrakter Grafiker und Maler. Konzentrisch komponierte Bildmittelpunkte und bewegte Dynamiken sind charakteristisch für sein Œuvre.

Franoszek studierte ab 1959 an der Hochschule für Künste in Berlin, heute die Universität der Künste Berlin, in einem stark vom Informel geprägten Umfeld. In seiner Zeit als Meisterschüler von Fred Thieler, ebenfalls ein Vertreter des Informel, entstehen Werke, in denen Franoszek vorwiegend Techniken dieser Stilrichtung anwendet. Er setzte jedoch schnell eigene Akzente, indem er zum Beispiel seine abstrakten Bildmotive von einem deutlichen Zentrum aus komponierte. Anklänge an eine Einteilung in Vorder- und Hintergrund sowie figürliche Elemente weisen ebenfalls auf eine Abkehr von der reinen Abstraktion des Informel hin.

Ab den 1970er Jahren beschäftigte sich Franoszek intensiv mit Drucktechniken wie dem Gummidruck, und setzte diese auch für seine eigenen Arbeiten ein. Beim Gummidruck-Verfahren wird ein Negativfilm auf einen lichtempfindlichen Bildträger gebracht. Die Unmittelbarkeit des Drucks ermöglichte es Franoszek, bei der Entwicklung des Motivs mit dem Pinseln nachzuarbeiten. Durch mehrfache Wiederholung des Prozesses entstanden verschiedene Farbschichten. Ab 1977 belebte er in seinen Arbeiten die alte Drucktechnik der Heliogravur (Heliogravüre) neu und es entstehen mehrere Werkgruppen.

Zu Franoszeks zentralen Motiven zählen Haushaltsgegenstände, Puppen, Körperöffnungen und Wasserstellen. Die Reduzierung auf wenige Motive ist typisch für sein Werk. In seiner letzten Arbeitsphase in den 1980er Jahren widmete er sich allein dem Schuh. Neben Grafiken und Bildern entstehen dreidimensionale Schuhinstallationen auf Tischen, die als eigenständiges Werk und als Mal- und Grafikvorlage fungierten.

Eduard Franoszek war 1964 Mitbegründer der Künstlergruppe "Großgörschen 35", eine der ersten Produzentengalerien in Deutschland, die zum Vorbild für viele von Künstler:innen selbstorganisierten Ausstellungsräumen wurde. 1975 wurde Franoszek an die heutige Universität der Künste Berlin berufen und lehrte dort als Professor für Druckgrafik und Reprotechnik.

Das Künstler:innenarchiv der Stiftung Kunstfonds betreut seit 2010 einen Großteil seines künstlerischen Nachlasses, darunter vorwiegend Gemälde und Grafiken aus den 1960er bis 1980er Jahren. Eine weitere Zustiftung von über 30 Grafiken und Farbradierungen sowie von Ephemera wie Ausstellungskatalogen, Skizzenbüchern, Forschungsunterlagen zu Drucktechniken und Fotos erfolgte 2023. Werke aus seinem Nachlass befinden sich als Dauerleihgabe an der Universität Münster.

www.franoszek.org

Kurzbiografie

  • Geboren 1935 in Neuendorf bei Kattowitz
  • 1957-59: Studium an der Werkkunstschule in Braunschweig
  • 1959-63: Studium an der Hochschule der Künste (heute Universität der Künste Berlin
  • 1964: Mitbegründer der Künstlergruppe „Großgörschen 35"
  • 1969 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes
  • 1970 Mitglied der „Neuen Gruppe“ sowie des Künstlervertriebes „zehn neun“, beide in München
  • 1975: Berufung an die Hochschule der Künste (heute Universität der Künste Berlin) als Professor für Druckgrafik und Reprotechnik
  • Verstorben 1995 in Berlin