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GRAFIK AUS DEM KÜNSTLERARCHIV

Eröffnung am Sonntag, den 10.12.2017, 15.30 Uhr – 17.00 Uhr bei Kaffee und Kuchen, Ausstellung bis zum 25. Januar 2018

Die jährliche Ausstellung "Grafik aus dem Künstlerarchiv" zeigt Auflagen und Serien aus den Papierbeständen des Archivs. Die grafischen Arbeiten stellen die verschiedenen künstlerischen Positionen vor und ermöglichen Einblicke in die Themen und Arbeitsweisen des Archivs. Einzelne Grafiken werden zum Verkauf angeboten, die Erlöse fließen in den Unterhalt des Archivs.

Renate Angers (1943-2008) Kunst ist selbstreferentiell und findet durch Reduktion und Wiederholung von Farbe und Form ihre Dichte und leuchtende Intensität. 2002 nahm Anger an einem Ikonenmalkurs im Kloster Alexanderdorf teil. In diesem erfuhr sie, wie jeder Farbe traditionell eine festgelegte Bedeutung zugeordnet wird. So steht der goldene Hintergrund stets für die göttliche Ebene, Weiß gilt als Farbe des Lichtes, Blau und Grün als Farben der Schöpfung, Dunkles Rot als Farbe des Göttlichen. Angeregt durch den Kurs entwickelte Anger ein eigenes Farb-Alphabet, in dem sie einzelnen Farben Buchstaben zuwies und in dieser Weise Schriftbilder aus farbigen Punkten entstehen ließ. 2017 wurden ihre großformatigen Schriftbilder auf freihängenden Tüchern als Leihgabe des Archivs in der Kirche St. Kilian in Erftstadt-Lechenich zur Fastenzeit gezeigt.

Pidder Auberger (1946-2012) experimentierte mit fotografischen Techniken, die er mithilfe chemischer Eingriffe, zeichnerischer Zusätze und Holzschnitttechniken auf unkonventionelle Weise variierte und kombinierte. In der Grafikausstellung wird eine Serie farbiger Holzschnitte gezeigt, die unter dem Titel "Theorie der Falten in meinen Kopfkissen" 1997 im Kunstverein Göttingen ausgestellt waren. Die Bezeichnung ist typisch für Pidder Aubergers phantasievolles Aufgreifen alltäglicher Motive, von denen sich abstrahierte Formerinnerungen in seinen Werken wiederfinden.

Ludger Gerdes' (1954-2008) beschäftigte sich mit der Frage der Darstellbarkeit von Ideen und seiner eigenen Rolle im System Kunstbetrieb. In den ausgestellten Editionen thematisiert Gerdes Grundbegriffe und Schlüsselmotive seines Kunstverständnisses. Von Ludger Gerdes wurde bis Ende Januar 2017 die umfassende Einzelausstellung im Museum Haus Lange in Krefeld mit zahlreichen Leihgaben aus dem Archiv gezeigt, die ab Februar 2017 bis April in der Kunsthalle Kiel zu sehen war. Parallel zur Ausstellung entstand eine ausführliche Monografie, zu der das Künstlerarchiv zahlreiche Materialien beigetragen hat.

Jockel Heenes'(1947-2004) zentrales Thema war das Empfinden und Begreifen des Raumes. Ob Tafelbild, Zeichnung, Installation oder Kunst am Bau - der Raum als Erfahrung und Gegenspiel von Innen und Außen ist immanent. Die Gegenüberstellung von bearbeiteten Fotoarbeiten mit freien Zeichnungen in der Ausstellung zeigt die Parallelität der Formfindung über Gattungsgrenzen hinaus.

Paul Heimbach (1946-2013) geht von den drei Farben Blau, Rot und Gelb aus und schafft durch Überlagerung, Vermischung und Kombination seriell angelegte Arbeiten in Farbschichten, - nuancen oder -projektionen. Die Grafiken zeigen auf mathematischen Formeln beruhende Berechnungen auf der Grundlage einer Umwandlung von Zahlen und Wörtern in Farbbahnen. Insofern erinnert die Überführung von Zeichen in ein Farbsystem an Renate Angers Vorgehen, ist bei Heimbach aber nicht spontan-lyrisch, sondern geometrisch-linear ausgeführt.

Godehard Lietzow (1937 - 2006) leitete von 1970 bis 1979 nach eigenem Kunststudium in Hannover und Berlin seine Berliner Galerie Lietzow, wendete sich in den Folgejahren aber wieder seiner eigenen Kunst zu. Godehard Lietzows Frühwerk setzt sich aus kleinformatigen Aquarell- und Tuschezeichnungen zusammen, die sich später zu eigenständigen malerischen Arbeiten entwickeln und auch sein fotografisches Werk maßgeblich beeinflussen sollten. Bei den ausgestellten "Electric night"-Fotografien verwendet er die offene Blende wie einen Pinsel, mit dem er die großstädtischen Lichter malerisch in Szene setzt.

Wiederholt stellte Fritz Rahmann(1936-2006) in seinem Werk die Frage nach der Wirkung systematischer Neuordnungen - formal, organisatorisch und inhaltlich. So auch in den ausgestellten "Multiplex"-Grafiken, deren Anordnungen aus roten und blauen Rechtecken sich jeweils nur um einen Baustein verschiebt, wodurch eine neue Perspektive entsteht.

Andreas von Weizsäcker(1956-2008), dessen Werk 2017 eingehend in der Bachelorarbeit von Ulrike Förster im Archiv untersucht und im Sommer in einer Ausstellung vorgestellt wurde, fertigte eigene Papiermaterialien als Grundlagen für seine Grafiken und Skulpturen. Die ausgestellte Serie "Wasserzeichen" zeigt handgeschöpftes, grobfaseriges Papier, aus dem der Künstler über die Dichte des blau eingefärbten Bildträgers die Rundformen herausarbeitete. In diesem Sinne sind sie eher plastisch als zeichnerisch.

Gerhard Winds (1928-1992) umfangreicher grafischer Nachlass dokumentiert in den ausgestellten Grafiken seine stilistische Entwicklung von einer ersten Abstraktion der frühen 1960er Jahre, in denen er neben gestischen Elementen einen zunehmend tektonischen Bildaufbau wählt. Ablesbar ist dies auch in den ebenfalls ausgestellten Kleinskulpturen.

Die Ausstellung wird vom 12. bis zum 21. Dezember 2017 und vom 9. bis zum 25. Januar 2018 gezeigt.
Öffnungszeiten sind Dienstag bis Donnerstag zwischen 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr.

Das Archiv für Künstlernachlässe wird gefördert von der VG Bild-Kunst Bonn, dem LVR und aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Archiv für Künstlernachlässe der Stiftung Kunstfonds
im LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler, Auf der Insel 1, 50259 Pulheim
nachlass@kunstfonds.de, www.kunstfonds.de

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