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Nachlässe von Martin Engelman und Andreas v. Weizsäcker kommen ins Künstlerarchiv


Jury und Stiftungsrat des Kunstfonds haben kürzlich der Aufnahme wesentlicher Werkkomplexe der künstlerischen Nachlässe von Martin Engelman und Andreas von Weizsäcker in das Archiv für Künstlernachlässe der Stiftung Kunstfonds zugestimmt.

Martin Engelman absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Grafiker, u.a. an der Maastrichter Kunstgewerbeschule, und verbrachte als junger Grafiker mehrere Jahre in Amsterdam, wo er für untergetauchte Literaten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs Bücher druckte. Anfang der 1950er Jahre zog es Engelman nach Paris, wo die zeitgenössische Kunst nach Jahren der Repression unter deutscher Besatzung ihr wichtigstes Zentrum in Europa fand. Nach erfolgreichen Jahren als Gebrauchsgrafiker und dem Erhalt der Goldmedaille für die Gestaltung des niederländischen Pavillons auf der Mailänder Triennale von 1957 zeigte Engelman 1960 seine freie Malerei in einer ersten Einzelausstellung in der Pariser Galerie Giraudoux. Parallel dazu lernte er in Reisen nach New York den Abstrakten Expressionismus kennen und konnte seine Werke in Galerien und Museen ausstellen. 1964 nahm er an der documenta III in Kassel teil, bevor es ihn ab 1969 und in der Folge dauerhaft nach Berlin zog. Ab 1970 unterrichtete Engelman dort an der Hochschule für Bildende Künste. 1965 und 1997 wurden Engelmans Werke in Einzelausstellungen im Stedelijk Museum in Amsterdam ausgestellt und sind seit Beginn in zahlreichen internationalen Sammlungen vertreten.

Engelmans Malerei und Grafik lehnt sich zunächst an stilistisch-gestische Mittel der COBRA-Bewegung und der École de Paris an, verbleibt aber im Unterschied zu diesen gegenständlich. Die körperbetonten Darstellungen entwickeln in den 1960er Jahren eine immer eindeutigere Engelman eigene figürlich-farbenfrohen Darstellung von Köpfen, Tieren, Zirkus- und Traumdarstellungen. Die Motive sind so bewegt wie möglich, die Farben zuerst durchscheinend und vielschichtig bunt, bis sich Engelman nach 1972 pastoseren und abstrakteren Bildmotiven zuwendet. Nach dunkleren, geschlossenen Bildmotiven hellt sich Ende der 1970er Jahre seine Farbpalette wieder auf, die Motive werden lichter und großzügiger.

Das Archiv für Künstlernachlässe erhält Werkbeispiele aus allen Schaffensphasen von Martin Engelman, darunter Schlüsselwerke seines malerischen und grafischen Werkes von den späten 1950er Jahren bis zu einem Spätwerk von 1990. 

Andreas von Weizsäcker assistierte nach einer Schreinerlehre und dem Studium der Bildhauerei an der Akademie in München zunächst bei Eduardo Paolozzi. 2001 erhielt er nach Arbeitsaufenthalten u.a. in New York und Los Angeles er eine Professur für Bildhauerei an der Münchner Akademie. Seine Werke wurden in Einzelausstellungen in der Lothringerstraße München, dem Märkischen Museum Witten und Kunstmuseum Kloster Unserer Lieben Frauen Madgeburg, der Kunsthalle Erfurt und dem Museum Folkwang in Einzelausstellungen gezeigt und sind international in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.

Seine skulpturalen Arbeiten sind vor allem aus Papier und Papiermaché geformt. In ihnen thematisierte er die klassische Bildsprache bekannter Reiterstandbilder und Monumente, indem er aber dem Pathos der vermeintlichen Idealformen klassischer Götterstatuen, Quadrigen durch Fragmentierung und die papierne Hülle eine immaterielle Leichtigkeit und Fragilität entgegensetzt. Auch Alltagsobjekte und Büroräume formte der Bildhauer um, neu und nach und verlieh ihnen durch papierne, textile oder fotografische Elemente neue Dimensionen.

In das Archiv für Künstlernachlässe kommen neben wichtigen Skulpturen des Künstlers auch Zeichnungen, Druckgrafiken, Skizzenbücher und Archivalien, die einen Einblick in die Arbeitsweise und Ideenwelt des Künstlers ermöglichen. Auch Fotografien zu seinem bekannten Projekt "Wunden der Erinnerung" kommen ins Künstlerarchiv. In diesem 1995er Projekt legten Andreas von Weizsäcker und Beate Passow europaweit auf Einschusslöchern aus dem Zweiten Weltkrieg an Gebäuden, Bäumen und Skulpturen schwere Glasplatten, die seitdem per Beschriftung auf die historischen Materialverletzungen hinwiesen.

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